Mythos Wohngesundheit?

Gesund bauen und wohnen in der Praxis

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Die Bewohner Mitteleuropas verbringen laut Umwelt Bundesamt bis zu 90 Prozent ihrer Zeit in Innenräumen. Dabei atmen sie je nach Alter und Aktivität pro Tag 10 bis 20 m³ Luft ein – was einer Masse von 12 bis 24 kg Luft entspricht. Was viele jedoch nicht wissen: Die Schadstoffbelastung in Innenräumen kann heute viel höher sein als noch vor 20 Jahren. Ein moderner Neubau ist inzwischen so luftdicht ausgeführt, dass kaum mehr Luft nach außen entweicht. Das ist optimal im Sinne der Energieeffizienz; es sorgt jedoch bei der Verwendung von falschen Materialien für eine erhöhte Konzentration an Schadstoffen innerhalb des Lebensraums. Denn je luftdichter eine Gebäudehülle ist, desto weniger Luftaustausch besteht. Was früher über undichte Wände oder schlecht isolierte Fenster und Türen nach außen entweichen konnte, konzentriert sich heute bei fehlender Lüftungstechnik in den Wohnbereichen und wirkt stärker auf die Bewohner ein. Liegt eine erhöhte Schadstoffkonzentration vor, kann diese bei empfindlichen Menschen und Allergikern auf die Gesundheit schlagen und sich in einer Vielzahl von Beschwerden äußern – angefangen bei Kopfschmerzen oder Hautreizungen, bis hin zu Schlafstörungen oder Asthma.

Gesund und nachhaltig bauen: Die Berücksichtigung von Wohngesundheit ist ein Zeichen für hohe Bauqualität

Natürliche und künstliche Schadstoffe

Toxikologen unterscheiden grundsätzlich zwischen zwei Sorten von Schadstoffen: natürliche Schadstoffe und künstliche Schadstoffe. Gegen natürliche Giftstoffe kann der Bewohner selbst aktiv werden, z.B. durch richtiges Heizen und regelmäßiges Lüften. Auch eine intelligente Haustechnik, wie eine gut geplante und gebaute Lüftungsanlage, kann natürlichen Schadstoffen Herr werden und zu einem wohngesunden Innenraumklima beitragen. Künstliche Giftstoffe kommen durch Produkte und Werkstoffe in das Gebäude und finden sich praktisch überall: in Farben und Lacken, Holzwerkstoffen, Abdeckungen und Klebstoffen, Dämm-Materialien oder Fugenmassen. Speziell bei dieser zweiten Kategorie kommen Architekten und Bauträger ins Spiel – denn sie entscheiden, welche Materialien in welcher Qualität auf welche Weise verbaut werden.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Die gezielte Auswahl unbedenklicher Baustoffe ist ein entscheidender Faktor bei der Gestaltung eines wohngesunden Raumklimas. Diese wird jedoch oft von den Bauherren vernachlässigt, denn sie erfordert eine detaillierte Recherche – und kostet Zeit. Zudem werden „Missgriffe“ meist nicht durch den Kunden sanktioniert. Während bauliche Mängel, wie etwa Schäden an der Fassade oder ein schlecht verarbeiteter Parkett-Fußboden, sofort ins Auge stechen, bleiben flüchtige Schadstoffe in der Wohnung oft unbemerkt. Und selbst wenn der Verdacht auf eine mögliche Schadstoffbelastung entsteht, ist es oft schwierig festzustellen, wo genau die Ursache liegt. Besser wäre es, von vornherein darauf zu achten, dass die Gifte gar nicht erst in die Immobilie hinein gelangen.

Keine verbindlichen Gesetze und Standards

Erschwerend kommt hinzu, dass es auch von Seiten des Gesetzgebers keine allgemein verbindlichen Bestimmungen zur Schadstoffbegrenzung in Innenräumen gibt, sondern lediglich von der „Vermeidung einer Gesundheitsgefährdung“ die Rede ist. Zwar gibt es Richtwerte mit bundeseinheitlichen Empfehlungswerten für die Innenraumluft. Diese umfassen jedoch bei weitem nicht alle Substanzen, aus denen sich der Schadstoffcocktail in Innenräumen zusammensetzen kann. Zudem sind sie als Richtwerte gesetzlich nicht bindend und können je nach Ausgangspunkt sehr willkürlich ausgelegt werden. Einen Anhaltspunkt für die innenraumhygienische Qualität eines Produktes oder Gebäudes bieten eine Vielzahl von Gütesiegeln und Zertifikate. Doch auch diese sind nur bedingt vergleichbar, da sie meist unterschiedliche Teilbereiche eines jeweiligen Produkts beleuchten. Einen Standard für die Beurteilung der Unbedenklichkeit von Baustoffen gibt es derzeit nicht, so dass jedes Produkt – vom Mauerwerk bis zur Wandfarbe – einzeln beleuchtet und ausgewählt werden muss.



Die richtige Auswahl macht den Unterschied: Natürliche Werkstoffe, wie unbehandeltes Naturholz oder lösemittelarme Wandfarben ohne Konservierungsstoffe, geben weniger Schadstoffe an die Raumluft ab

Fazit: Bauqualität aktiv erfragen

Um Innenraumverunreinigungen möglichst gering zu halten, ist es umso wichtiger, dass der Käufer und zukünftige Nutzer sich selbst gut informiert. Dies beginnt bei der Auswahl des Bauherren:

  • Hat der Architekt oder Bauträger ein Bewusstsein für eine ökologische und gesundheitsschonende Bauweise?
  • Bezieht er seine Baumaterialien aus regionalen Quellen?
  • Mit welchen Partnern arbeitet er zusammen?
  • Spielen Zertifikate bei der Auswahl seiner Produkte und Baustoffe eine Rolle?
  • Gibt es ein ganzheitliches Qualitätsmanagement während der Bauphase?
  • Und: hat der Bauherr einen Ansprechpartner, der die baulichen Aspekte rund um gesundes Wohnen mit dem Käufer durchsprechen kann?

Diese Fragen sind entscheidend, denn in der Praxis kann das Thema Wohngesundheit nur dann gewinnen, wenn sowohl auf Kundenseite, als auch auf Seiten des Bauherren ein Bewusstsein für die Relevanz einer wohngesunden Bauweise vorhanden ist. Treffen beide zusammen, kann ein neues Bauwerk entstehen, das die Anforderungen an gesundes Wohnen und ein optimales Innenraumklima erfüllt.

Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung eines Fachbeitrags für das Magazin „Kaufen & Bauen“. Den vollständigen Artikel lesen Sie hier. Wenn Sie mehr über die Bauphilosophie und den Ansatz der H-I-M Villenbau erfahren möchten, besuchen Sie unseren Abschnitt Ökologisch bauen.

 

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